Dein Warenkorb ist gerade leer!
By
.
Röstprofil – ein Wort, das Kennern wohliges Schaudern bereitet und zugleich oft missverstanden wird. Dabei ist das Röstprofil nichts weniger als die Seele eines Kaffees. Es ist der präzise Fahrplan, nach dem eine grüne Bohne ihr volles Potenzial entfaltet. In unserer Rösterei, Edel Kaffee Röstwerke, ist das Röstprofil mehr als ein technisches Protokoll – es ist Ausdruck unserer Philosophie: Präzision trifft Intuition, Handwerk begegnet Wissenschaft.
Ein Röstprofil beschreibt die zeitliche Temperaturentwicklung während des Röstvorgangs. Aufgezeichnet wird dies in Form einer Kurve: Temperatur auf der y-Achse, Zeit auf der x-Achse. Diese Kurve bildet das Fundament für den Geschmack des späteren Kaffees.
Sie zeigt, wie schnell sich die Temperatur in den verschiedenen Phasen der Röstung verändert – von der Trocknungsphase (beginnend bei etwa 100 °C), über die Maillard-Reaktion (150–180 °C), bis zum First Crack (ca. 196 °C) und darüber hinaus. Jede Kurve erzählt dabei eine eigene Geschichte – abhängig von Bohnensorte, Feuchtigkeitsgehalt, Röstmaschinentyp und Energiezufuhr.
Ein gutes Röstprofil balanciert Zeit und Hitze so, dass die Bohne gleichmäßig entwickelt wird – ohne verbrannte Aromen oder unterentwickelte Säuren. Die Kunst besteht darin, den perfekten Moment zu erkennen, an dem Aromen sich entfalten, ohne überlagert zu werden.
Die Röstung ist eine komplexe chemische Umwandlung. Dabei entstehen hunderte flüchtige Aromaverbindungen – darunter Aldehyde, Ketone, Ester und Maillard-Derivate. Diese Aromakomponenten interagieren mit der sensorischen Wahrnehmung und beeinflussen Körper, Mundgefühl, Süße, Säure und Nachgeschmack.
Ein zu schneller Anstieg der Temperatur kann zu „scorched beans“ führen: außen zu dunkel, innen roh. Ein zu langsames Profil hingegen lässt wichtige aromatische Verbindungen gar nicht erst entstehen – die Tasse schmeckt flach, grasig oder hohl.
Bei Edel Kaffee Röstwerke analysieren wir jedes Röstprofil sensorisch und messtechnisch. So wissen wir exakt, wie sich z. B. eine 10-sekündige Verlängerung der Maillard-Phase auf das Tassenprofil auswirkt. Diese Detailarbeit sorgt dafür, dass ein Kaffee wie unser Edel Guatemala z. B. durch gezielte Hitzesteuerung seine Noten von Mandel, Orange und Zartbitterschokolade voll ausspielen kann.
Nicht jede Röstmaschine liefert dieselben Temperaturwerte – und das liegt nicht nur an der Bauart, sondern auch an der Position und Art der eingesetzten Temperatursonden. Eine Sonde, die tief im Bohnenbett sitzt, misst anders als eine Sonde, die näher am Trommelkörper liegt. Thermoelement-Typen (z. B. Typ J oder K), deren Reaktionsgeschwindigkeit und Materialbeschaffenheit, beeinflussen das Temperaturbild ebenfalls deutlich.
Das bedeutet: Ein identisch aussehendes Röstprofil auf zwei Maschinen kann geschmacklich völlig unterschiedlich ausfallen. Wer Röstprofile ernst nimmt, muss die Eigenheiten seiner Maschine genau kennen – ihre Latenz, ihre Wärmeabgabe und das Verhalten der Sonden bei dynamischen Temperaturverläufen. Bei Edel Kaffee Röstwerke kalibrieren wir unsere Systeme regelmäßig und achten beim Profilvergleich auf reale Wärmeübertragung, nicht bloß auf digitale Kurven.
Auch die Beschaffenheit der Rösttrommel selbst hat großen Einfluss auf das Verhalten eines Röstprofils. Unterschiedliche Metalle – etwa Gusseisen, Edelstahl oder eine Kombination aus beidem – speichern und leiten Wärme unterschiedlich. Eine dickwandige Trommel aus Gusseisen sorgt für langsamen, gleichmäßigen Wärmeeintrag mit hoher Trägheit. Eine dünnwandige Edelstahltrommel hingegen reagiert schneller, speichert aber weniger Energie.
Zusätzlich spielt auch die Oberflächenstruktur – glatt oder rau, offenporig oder beschichtet – eine Rolle beim Kontaktwärmetransfer. Diese metallurgischen Feinheiten wirken sich direkt auf die Maillard-Dynamik und den First Crack aus. Bei Edel Kaffee Röstwerke berücksichtigen wir diese Unterschiede bei jeder Profilentwicklung, da ein Profil für einen Infrarot-Röster nicht 1:1 auf eine klassische Trommelmaschine übertragbar ist.
In der Trocknungsphase wird das in der grünen Bohne enthaltene Wasser – etwa 10–12 % – durch stetige Hitzezufuhr reduziert. Eine kontrollierte Trocknung ist essenziell, da sie den Grundstein für die gleichmäßige Wärmeverteilung in der Bohne legt.
Eine zu kurze Phase kann zu innerem Druck führen, der später die Struktur der Bohne beschädigt. Bei Edel Kaffee Röstwerke setzen wir hier auf gleichmäßige Energiezufuhr, um ein homogenes Röstergebnis zu gewährleisten – besonders wichtig bei dichten Hochlandkaffees.
Diese Phase ist verantwortlich für das Entstehen der braunen Farbe sowie der komplexen Aromagrundlage. Hier reagieren reduzierende Zucker mit Aminosäuren – ein Vorgang, der in der Kochkunst z. B. auch beim Braten von Fleisch eine zentrale Rolle spielt.
Je nach gewünschtem Tassenprofil verlängern oder verkürzen wir diese Phase gezielt. Ein Kaffee mit Noten von Steinfrucht und Karamell, wie unser Edel Äthiopien Guji, profitiert von einer sanft verlaufenden Maillard-Reaktion, die Tiefe und Balance schafft, ohne die floralen Nuancen zu unterdrücken.
🔗 https://www.sciencedirect.com/topics/food-science/maillard-reaction
Sobald der First Crack einsetzt – ein hörbares Knistern durch den Innendruck der Bohne – beginnt die entscheidende Entwicklungsphase. Jetzt geht es darum, die bereits aufgebauten Aromavorstufen in runde, nuancierte Tassenprofile zu verwandeln.
Die Dauer dieser Phase beeinflusst maßgeblich die Balance zwischen Süße, Körper und Bitterstoffen. Eine zu lange Entwicklung kann zu flachen, aschigen Tassen führen. Zu kurz – und der Kaffee bleibt spitz, unausgereift.
Unser Edel Honduras SHG wird mit einer verlängerten, aber flachen RoR geröstet, um das Profil von Nuss, Bitterschokolade und Dattelsüße voll zu entfalten – ohne unangenehme Röstaromen.
Die RoR – also die Temperaturveränderung pro Zeiteinheit – ist ein zentrales Werkzeug bei der Röstkurvenerstellung. Sie hilft Röster:innen, vorausschauend zu agieren, Energieflüsse zu kontrollieren und unerwünschte Temperaturplateaus zu vermeiden.
Eine gut gesteuerte RoR ermöglicht es, die Hitze sanft in die Bohne zu tragen, ohne sie thermisch zu überfordern. Eine abfallende RoR gegen Ende der Röstung sorgt dafür, dass die Bohne nicht „überkocht“ – so bleibt der aromatische Fokus erhalten.
Bei Edel Kaffee Röstwerke werten wir jede RoR-Kurve in Verbindung mit den Cupping-Notizen aus. Das Zusammenspiel von Daten und Sensorik ist dabei der Schlüssel zu gleichbleibender Qualität.
Jede Bohne spricht ihre eigene sensorische Sprache. Und das Röstprofil ist das Instrument, mit dem wir ihr Gehör verschaffen.
Dabei reicht Technik allein nicht aus. Erst durch sensorische Kalibrierung – also wiederholtes Riechen, Schmecken und Vergleichen – wird deutlich, welche Profile ein Kaffee verlangt.
Unsere Cuppings beinhalten oft verschiedene Röststufen desselben Lots. So erkennen wir präzise, wie z. B. eine Varietät wie SL28 auf eine 30-sekündige Profilveränderung reagiert – sei es durch mehr Klarheit in der Säure oder durch verstärkte Süße.
Erst wenn sich Röstprofil und Tassenqualität decken, geben wir eine Röstung für den Verkauf frei – ganz im Sinne unserer Qualitätsphilosophie.
Technologie ist bei uns kein Selbstzweck. Bei Edel Kaffee Röstwerke verstehen wir sie als Werkzeug, um Handwerk auf das nächste Level zu heben. Unsere Röster arbeiten mit modernster Software, aber auch mit geschulten Sinnen.
Wir riechen die Bohne zu Beginn der Maillard-Reaktion, fühlen die Oberflächenspannung, beobachten die Bohnenfarbe in Echtzeit. Dieser analoge Bezug schafft eine tiefe Verbundenheit mit dem Material – vergleichbar mit einem Winzer, der den Reifegrad seiner Trauben nicht nur misst, sondern schmeckt.
Diese Verbindung zur Bohne spüren auch unsere Kund:innen – durch die Tiefe, Klarheit und Eleganz in jeder Tasse.
Kaffee ist ein Naturprodukt. Keine Ernte, kein Mikroklima gleicht dem anderen. Varietät, Verarbeitung, Lagerung, Luftfeuchtigkeit – all das beeinflusst das thermische Verhalten während der Röstung.
Deshalb betrachten wir jedes neue Lot bei Edel Kaffee Röstwerke als Einladung zu einem sensorischen Dialog. Wir starten mit kleinen Proberöstungen, analysieren Cupping-Ergebnisse, justieren Profile, vergleichen gegen unsere Datenbank.
Erst wenn ein Profil die Charakteristik der Bohne authentisch wiedergibt – sei es Mango, schwarzer Tee, Zedernholz oder kandierte Orange – geben wir es in die Produktion. Unser Ziel ist es nicht, den Kaffee zu formen, sondern seine Geschichte zu erzählen.
Ein durchdachtes Röstprofil ist kein Zufall, sondern das Resultat aus Erfahrung, Sensorik und Wissenschaft. Es formt die Persönlichkeit eines Kaffees – von saftig und lebendig bis hin zu samtig und tief.
Bei Edel Kaffee Röstwerke sehen wir das Röstprofil nicht als technische Spielerei, sondern als Herzstück unseres Handwerks. Es verbindet uns mit dem Ursprung, mit der Bohne – und mit Ihnen, den Menschen, die unsere Kaffees trinken.
Wenn Sie den Unterschied eines präzise gerösteten Kaffees selbst erleben möchten, laden wir Sie herzlich ein, unsere Röstungen zu entdecken:
Tauchen Sie ein in eine Welt aus Geschmack, Wissen und Handwerk. Mit jeder Tasse ein Stück geröstete Leidenschaft.
Schreibe einen Kommentar